Aller guten Dinge sind drei!
Unsere Schülerin Joana Scheer tritt in die Fußstapfen von Emily Moser (2023) und Sarah Nolle (2024) und ist bundesbeste Sport- und Fitnesskauffrau des Prüfungsjahrganges 2025.
Damit stellt die Engelbert-Bohn-Schule zum dritten Mal in Folge die bundesbeste Auszubildende im Sport- und Fitnessbereich.
Die Schulleitung und die Lehrkräfte freuen sich mit der glücklichen Absolventin und sind stolz auf sie.
Joana hat nicht nur den Schulweg von Hockenheim nach Karlsruhe mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf sich genommen, sondern sich während ihrer Schulzeit zudem als Schülersprecherin und in der Schulkonferenz engagiert.
Eine Powerfrau auf ganzer Linie!
Sie nahm sich die Zeit für ein kleines Interview:
Herzlichen Glückwunsch zu diesem Super-Abschluss!
Du gehörst zu den deutschlandweit jahrgangsbesten Azubis, die ihre Ausbildung mit Bestleistungen abgeschlossen haben.

Du hast eine Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau gemacht. Wie kamst du auf deinen Ausbildungsberuf?
Ich habe in einer Wing Tsun-Schule als Trainerin gearbeitet und mein Chef hat mir angeboten, dass ich eine Ausbildung bei ihm machen kann. Da mir die Arbeit viel Spaß machte, willigte ich sofort ein.
Anders als andere SF-Azubis hast du deine Ausbildung bei der Wing Tsun- Akademie in Eppelheim absolviert- worin siehst du Unterschiede zu einer „klassischen“ Ausbildung in einem Sportstudio?
Es gibt einige gravierende Unterschiede. Eine Wing-Tsun-Schule ist meistens ein sehr kleines Unternehmen mit nur sehr wenigen Mitarbeitern. Man arbeitet also immer sehr eng mit dem Chef zusammen und wird sowohl im Büro als auch auf der Trainingsfläche intensiv eingesetzt. Ich war die rechte Hand meines ersten Chefs und habe dadurch unglaublich viel lernen können. Nicht nur über die alltäglichen Aufgaben, sondern auch wie man ein kleines Unternehmen führen kann, es gut vermarktet und wie man es immer relevant hält.
Könntest du kurz erklären, was Wing Tsun ist?
Es ist eine rund 300-350 Jahre alte chinesische Kampfkunst. Der Legende nach erschaffen von der Nonne Ng Mui, die als Frau sich gegen körperlich stärkere Männer behaupten musste. Sie lebte in einem Shaolin Kloster und beobachtete angeblich einen Kampf zwischen Kranich und Fuchs. Obwohl der Kranich körperlich unterlegen war, behauptete er sich mit seinen Flügeln und dem langen Schnabel und schaffte es tatsächlich, sich den Fuchs vom Halse zu halten. Daraufhin entwarf sie einen Kampfstil, der die Bewegungen und Funktionen des Kranichs übernahm, um so körperlich Unterlegenen eine Chance in einem Kampf gegen Stärkere zu geben. Das alles ist natürlich nur eine Sage und die Meinungen gehen weit auseinander, ob es nun ein Fuchs, eine Schlange oder ein Affe war. Es ist auch möglich, dass es sich um einen Kampf unter Menschen mit den Kampfstilen des Affen und des Kranichs gehandelt haben könnte. Das weiß man heute leider nicht mehr, aber ich finde die Message dahinter trotzdem sehr schön. Der große Unterschied dieser Kampfkunst zu Kampfsportarten ist, dass sie keine Regeln hat. Kampfsport wird für Wettbewerbe erlernt und folgt somit Regeln, die das Gegenüber vor ernsten Schäden schützt. Wing Tsun wird allerdings rein fürs Überleben erlernt, um in tatsächlicher Gefahr lebend und möglichst unversehrt einer Situation zu entkommen. Die erste Regel ist immer: Ein nicht gefochtener Kampf ist ein gewonnener Kampf“, ist Flucht keine Option, dann heißt es, den Gegner so schnell wie möglich kampfunfähig zu machen und das mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Es ist somit eine äußerst spannende und vielseitige Kampfkunst, die vor allem mir als Frau viel Sicherheit schenkt.
Was hat dir am besten an deiner Ausbildung gefallen? Und was gar nicht?
Es war eine unglaublich abwechslungs- und lehrreiche Ausbildung. Ich liebte es, morgens im Büro die Mitgliederverwaltung zu erledigen und dann nachmittags die Mitglieder zu unterrichten. Der perfekte Arbeitsalltag mit viel Bewegung und Abwechslung. Dank toller Kollegen und Mitglieder wurde es nie langweilig und blieb immer spannend. Auch für meine Chefs bin ich sehr dankbar, die immer mehr als verständnisvoll und zuvorkommend waren. Besonders mein letzter Chef hat alles möglich gemacht, um mir eine gute Ausbildung zukommen zu lassen. Da man stets sehr eng zusammengearbeitet hat, war es zeitweise schwierig, die Arbeit von Persönlichem zu trennen. Das war aber auch das Einzige, worauf man achten musste.
Du wohnst in Hockenheim, dein Ausbildungsbetrieb ist in Eppelheim, deine Berufsschule war die EBS in Karlsruhe, da es dort eine sogenannte Bezirksfachklasse für Sport- und Fitnesskaufleute gibt, also der einzige Beschulungsstandort für den kompletten Regierungsbezirk Karlsruhe und auch angrenzende Regionen. Wie lange warst du an deinen Schultagen unterwegs von dir zuhause bis zur Schule?
Von Hockenheim gab es glücklicherweise eine recht gute Zug- und Busverbindung. Leider so unglücklich von den Zeiten, dass ich um 5:00 aufstehen musste, um den Zug um 6:00 Uhr zu kriegen. Ich war dann zwar immer viel zu früh in der Schule (meist um 7:00), konnte die Zeit und Ruhe aber wunderbar zum Lernen, Lesen oder Zeichnen nutzen. Hätte ich die spätere Verbindung genommen, wäre ich immer kurz auf knapp gekommen und da wir alle die Verlässlichkeit der Deutschen Bahn kennen, wollte ich regelmäßige Verspätungen meinerseits vermeiden. Unpünktlichkeit verabscheue ich mehr als das frühere Aufstehen, von daher fiel es mir nicht allzu schwer.
Trotz dieser Zusatzbelastung durchs Pendeln hast du einen Super- Abschluss geschafft. Wie hast du den Augenblick erlebt, als du deine Prüfungsergebnisse erfahren hast?
Ich war überglücklich! In meiner gesamten Schullaufbahn habe ich mir nie Mühe gegeben, weshalb ich auch nie herausragende Noten hatte. Nach meinem durchschnittlichen Abi war ich überzeugt, „das hätte ich auch besser hinbekommen, wenn ich mal gelernt hätte“. Das war letztendlich der Katalysator für mein Bestreben, es diesmal besser zu machen und tatsächlich auch etwas für die Schule zu tun. Wobei es mir nicht allzu schwer gemacht wurde durch das enorme Glück, von so tollen Lehrern unterrichtet worden zu sein. Besonders meine Klassenlehrer Herr Merkel und Herr Rick haben viel zu meiner Liebe für die Schule und den Fächern beigetragen aber auch Herr Bäuerle, Herr Bollheimer und Frau Janssen schafften es, trockene, langweilige Themen immer interessant und spannend zu gestalten. Frau Janssen und Frau Molter habe ich es zu verdanken, dass mein Amt als Schülersprecherin immer aufs Beste unterstützt wurde und dank der großartigen Unterstützung von Herrn Bäuerle, Herrn Merkel und Herrn Schmitt habe ich auch meine Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Betriebswechsel gut überstanden.
Wann wurde dir bewusst, dass du eine „Besten-Azubine“ bist?
Da ich ein Abschlusszeugnis mit einem Durschnitt von „nur“ 1,2 hatte, war ich tatsächlich überzeugt, dass es für den besten Platz nicht reicht (es gibt ja meist jemand mit 1,0). Auch als ich meine 1,0 für meine praktische Abschlussprüfung erhalten habe, dachte ich, das Boot sei schon abgefahren und habe mir nichts weiter dabei gedacht. Sie können sich also denken, wie überrascht ich war, als ich erst die Einladung für die Bestenfeier im Neckarkreis erhielt und dann die Einladung für die Bundesbesten-Feier in Berlin. Ich freue mich ungemein und bin schon ganz gespannt darauf, was mich dort erwarten wird.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Ich habe viele Ideen und Wünsche, weiß aber noch nicht, was mich genau erwarten wird. Im SF-Bereich sehe ich mich definitiv nicht, obwohl mir die Zeit ungemein viel Spaß gemacht hat und ich viel dazu gelernt habe. Es war ein bedeutender Abschnitt meines Lebens, aber nicht dafür bestimmt, mein Lebensinhalt zu werden. Meine Passion war schon immer die Kunst und diese will ich nun verfolgen, indem ich ein Kunststudium anstrebe. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Abschnitt und bin ganz gespannt, was die Zukunft für mich bereithält.
Wir gratulieren herzlich zu dem tollen Abschluss und wünschen das Beste für die Zukunft!